Die h-Schreibung

Die h-Schreibung ist verrufen. Sie gilt als schwierig und schwer vermittelbar. Dabei lässt sie sich mit nur 3 Regeln systematisch erklären. Die 3 Regeln und wie die h-Schreibung Schritt für Schritt in den Klassen 1 bis 4 erfolgreich erarbeitet wird, sehen Sie im aktuellen Video mit Klaus Kuhn.

Zur Systematik der h-Schreibung

Auch die h-Schreibung ist in der deutschen Schrift systematisch.

Aus der Regel, den betonten Vokal in geschlossenen Silben ungespannt, also kurz, zu sprechen, ergibt sich umgekehrt die Notwendigkeit, einen gespannten, also langen Vokal in geschlossenen Silben zu markieren: h-Schreibung.

Zum Beispiel:
Son-ne = geschlossene Silbe, ungespannter, kurzer Vokal
Sohn = geschlossene Silbe, gespannter, langer Vokal

Man unterscheidet zwischen stummem h und silbentrennendem h

Das stumme h wie in „kahl“, „Lehm“, „Zahn“ oder „Ohr“ ist übrigens vom silbentrennenden h wie in „ge-hen“, „se-hen“ oder „zie-hen“ zu unterscheiden.

Das silbentrennende h ergibt sich automatisch aus der Häuschenschreibung und wird hier nicht weiter thematisiert.

Konstante Stammschreibung

Die deutsche Orthografie verlangt die konstante Stammschreibung.

Wegen der Form „wir rennen“, die den Doppelkonsonanten fordert, schreiben wir alle übrigen Formen „er rennt, er rannte, ich bin gerannt“ ebenfalls mit „nn“. Obwohl diese übrigen Formen auch ohne „nn“ mit festem Anschluss geschrieben würden: „gerannt“ wie Rand, Wand, Land. Die konstante Stammschreibung unterstützt den Leser beim Erfassen des Sinns. Bei Formen mit „nn“ denken wir gleich an „rennen“.

Was uns bei der Schärfungsschreibung vertraut ist, gilt in gleicher Weise für die Dehnung. Starter-Klinger-Stopper-Kombinationen werden in der Regel mit ungespanntem (kurzem) Vokal gelesen.

Soll dagegen ein einsilbiges Wort auf „l, m, n, r“ mit gespanntem (langem) Vokal gesprochen werden, muss das dem Leser angezeigt werden wie in „Sohn“, „Lehm“, „Zahl“.

Da der Wortstamm immer auf eine Silbe fällt, muss hier der gespannte Vokal markiert werden. Das gilt auch für zusammengesetzte Wörter: „Feuerwehr“, „Zahlschein“, „Fahrkarte“, „Wohnwagen“ usw.

Einsilbige Form = Stützform der h-Schreibung

Die Plural-Form „Zah-len“ benötigt zur Absicherung des gespannten „a“ keine Markierung. „Za-len“ würde richtig gelesen wie: „ Do-sen“, „Tu-ben“, „Na-sen“.

Kennen die Schüler die Begründung der h-Schreibung (einsilbige Stützform) nicht, neigen sie zur Generalisierung des „Dehnungs-h“ („Doh-sen“, „Tuh-ben“) und produzieren Schreibfehler.

Die h-Regel

Die h-Regel lautet: Einsilber und Wortstämme, die auf „l, m, n, r“ enden, schreiben wir mit h.

Zu dieser Hauptregel gibt es noch 2 Nebenregeln, die die korrekte Schreibweise bei Einsilbern mit Doppelstartern und mit dem Starter „T“ systematisch erfassen.

Sub-Regel 1: Schreibe bei Doppel- und Mehrfachstartern kein stummes h!

Während Jakob Grimm sich noch fragte, warum „kühn“ mit „h“, „grün“ aber ohne „h“ geschrieben wird, schließen wir die h-Schreibung für Wörter mit Doppelstartern wie zum Beispiel „qu“, „sp“, „kr“ aus: „Qual“, „Spur“, „Kran“, „Schwan“ …

Sub-Regel 1 lautet daher: Schreibe bei Doppel- und Mehrfachstartern kein stummes h!

Sub-Regel 2: Schreibe bei Starter „T“ kein stummes h!

Die Funktion der Th-Schreibung als Dehnungsmarkierung wurde bei der Rechtschreibreform 1901 übersehen. Aus „Thal“ wurde „Tal“, aus „Thür“ wurde „Tür“, aus „Thon“ wurde „Ton“ usw.

Das macht für uns die zweite Sub-Regel nötig: Schreibe bei Starter „T“ kein stummes h!

Historisch bedingte Ausnahmen

Die Ausnahmen „Stuhl“, „Stahl“ und „Pfahl“ werden trotz Doppelstarter mit stummem h geschrieben. Hierbei handelt es sich um echte Ausnahmen von der h-Systematik, die historisch bedingt sind: In der Drucktechnik wurden St und Pf als ein Buchstabe behandelt. Damit waren sie keine Doppelstarter und die h-Regel musste wieder greifen.

Diese Abweichungen sollen nur dann im Unterricht thematisiert werden, wenn die Kinder selbst auf diese Fragen kommen.

Die Umsetzung in ABC der Tiere

Die in „ABC der Tiere“ genannten Regeln ermöglichen den Kindern die korrekte Schreibung. Ziel ist dabei, den Kindern auf ihrem jeweiligen Wissensstand passende Regeln an die Hand zu geben.

Wörter mit stummem h in Klasse 1

In Klasse 1 wird die h-Schreibung nicht ausdrücklich thematisiert, um Übergeneralisierungen zu vermeiden.

Wenn Wörter mit stummem h auftauchen – z. B. „Mehl, „lahm“, „Zahn“, „Ohr“ –, werden diese Wörter nur auf Blumen-Wandplakaten gesammelt.

Entsprechend der Systematik der h-Schreibung (Einsilber auf „l, m, n, r“) werden diese Wörter kommentarlos auf den entsprechenden Blüten festgehalten. Die Schüler nehmen so die Endbuchstaben und die Einsilbigkeit wahr.

Das h signalisiert den losen Anschluss. Auch diese Leseregel erwerben die Kinder in der Lesepraxis. Beim lauten Lesen können falsche Artikulationen sofort korrigiert werden.

Leseregel für das stumme h

Die Leseregeln der Wörter mit Schärfung und Dehnung werden also in Klasse 1 gelernt. Die Schreibung wird aber noch mit Hilfen gesichert.

Wenn im zweiten Schuljahr alle Kinder den Sprechrhythmus der Wörter sicher beurteilen können, werden die Schreibregeln spontan leistbar.

Automatisiertes Silbenlesen ist eine wichtige Voraussetzung für die korrekte h-Schreibung

Im Anfangsunterricht der Silbenmethode mit „ABC der Tiere“ lernen die Kinder zwei Silbentypen kennen:

  • Starter-Klinger-Kombinationen: „ma“, „la“, „ta“ und
  • die Starter-Klinger-Stopper-Kombinationen: „mal“, „lem“, „ron“, „sor“.

In dieser Phase ist besonders darauf zu achten, dass die Kinder letztere Kombination immer mit kurzem Klinger sprechen.

Die Anweisung lautet: Starter-Klinger-Stopper: kurz

Die automatisierte Fertigkeit ist Voraussetzung, Wörter wie „Sal-ben“, „Kar-ten“, „Kof-fer“, „Ton-ne“ silbierend zu lesen.

Unsere h-Wort-Regel „Einsilber mit l, m, n, r als Stopper schreiben wir mit stummem h“ leuchtet den Kindern deshalb sofort ein. Hätte das Wort „Zahl“ kein „h“, würde es „Zal“ geschrieben und müsste damit kurz gelesen werden. Das wäre aber nicht „Zahl“.

Die später notwendigen Erweiterungen dieser systematischen Regelungen sind zu diesem Zeitpunkt für die Kinder nicht von Belang. Sie sammeln einfach einsilbige Wörter mit langem Vokal, die auf l, m, n, r enden und schreiben sie mit h.

Die Regelung betrifft auch zusammengesetzte Wörter wie „Wohnwagen“ oder „Feuerwehr“. Ausschlaggebend ist immer die Einsilbigkeit.

Das stumme h in Klasse 2

In Klasse 2 wird das Ergebnis der h-Wortsammlung aus Klasse 1 zu einer Regel zusammengefasst:

Das stumme h:

In einsilbigen Wörtern, die auf l, m, n, r enden, steht vor diesen Buchstaben meistens ein h. Dieses h sprechen wir nicht.

Erweiterung der h-Regel um die Wortstamm-Systematik in Klasse 3

Diese Regel lässt sich auch auf den Wortstamm anwenden. Nachdem dieser in Klasse 3 eingehend erarbeitet wurde, wird die h-Regel nun erweitert:

Wortstämme auf „l, m, n, r“ schreiben wir mit h.
So zum Beispiel: wohn-en, lehr-en, zähl-en, sich wehr-en.

Die 2 Nebenregeln vervollständigen die h-Regel in Klasse 4

In den Klassen 3 und 4 wird die h-Regel um zwei Nebenregeln ergänzt. Die Kinder lernen, dass die h-Regel weder bei einem Doppelstarter „Schwan“, „sparen“, „stören“, „schwer“ gilt noch bei T-Wörtern wie zum Beispiel „Ton“, „Tür“, „Tal“, „Tor“.

Diese beiden Nebenregeln vervollständigen also die h-Regel:

  • Bei Doppelstartern (z. B. Sp, St, Schw) schreiben wir kein stummes h!
  • Bei Starter T steht ebenfalls kein stummes h!

Die Erfahrung zeigt: Kinder, die die h-Schreibung nach der Silbenmethode von „ABC der Tiere“ lernen, haben in der Regel keine Probleme mit der korrekten Schreibung.

Die h-Schreibung ist übrigens ein schönes Beispiel für das didaktische Spiralen-Modell von „ABC der Tiere“.