Silbenmethode

Gib LRS keine Chance! Folge 3/4:

Fragwürdige Therapieformen und ihre Präsentation im Internet

Gib LRS keine Chance! Folge 3/4: Fragwürdige Therapieformen und ihre Präsentation im Internet

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Rechtschreibschwachen Kindern muss und kann geholfen werden. Schließlich verbirgt sich hinter schlechten Rechtschreibleistungen nur in äußerst seltenen Fällen eine schwere Störung.

Erfolgreich sind die Fördermaßnahmen, wenn sie auf die konkreten Fehler des Kindes eingehen. Denn nicht die Vielzahl der Fehler, sondern die Art der Fehler ist ein Indiz für LRS.

Klaus Kuhn, Herausgeber und Autor von „ABC der Tiere“ zeigt Ihnen im aktuellen Video anhand eines Diktats, das im Internet als Beispieldiktat eines Legasthenikers präsentiert wird, dass Sie nicht alles glauben sollten, was im Internet verbreitet wird. Außerdem nennt er Ihnen erfolgreiche Fördermaßnahmen zur Verbesserung der Rechtschreibleistungen.

Schreibunfälle vermeiden

Zeigen Kinder beim Lesen und Schreiben Schwächen, wird häufig eine spezifische Störung angenommen, die wie eine Krankheit behandelt werden muss.

Betroffene Eltern fragen:

  1. Was kann ich tun?
  2. Wie kann ich meinem Kind helfen?

Klar ist: Rechtschreibschwierigkeiten sollten nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Hat ein Kind Probleme mit dem Lesen und Schreiben, braucht es Hilfe. Je früher, desto besser.

Mit den richtigen Fördermaßnahmen bekommt man schlechte Rechtschreibleistungen in den Griff

Doch hinter schlechten Rechtschreibleistungen verbirgt sich nur in äußerst seltenen Fällen eine schwere Störung.

Damit dem Kind schnell und nachhaltig geholfen werden kann, muss es in besonderem Maße gefördert werden. Wichtig ist hier, dass die Fördermaßnahme auf die Art der Fehler des Kindes eingeht.

Fehlerkategorie 1:

Silbengliederungs-Fehler

Kinder mit Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten haben in der Regel Probleme, die Silbenfugen zu erkennen. Das Ergebnis sind die sogenannten Flüchtigkeitsfehler: statt Stefanie wird z. B. Steanie oder statt Rehe wird Ree geschrieben.

Flüchtigkeitsfehler gibt es eigentlich aber nicht. Bei Fehlern dieser Art handelt es sich um Silbengliederungs-Fehler.

Das Auslassen des „f“ in „Stefanie“ und des „h“ in „Rehe“ beruht auf der fehlenden Automatisierung des Schreibens im Silbenmodus. Der Schüler schreibt Buchstabe für Buchstabe ohne dabei die Silbe vor Augen zu haben.

Die beste Übung ist hier das Bewusstmachen der Silbenfugen und das zweifarbige Silbenschreiben.

Fehlerkategorie 2:

Lautschrift-Fehler

Das Kind schreibt wie es spricht: z.B. „sain“ statt „sein“. Oder „Garasche“ statt „Garage“.

Fehler dieser Art sind eine typische Nachwirkung des lautgetreuen Schreibens im Anfangsunterricht.

Mit der Ergebnis, dass sich das Kind auch bei der Schreibung von Fremdwörtern ausschließlich auf die akustische Wahrnehmung verlässt. Und das, obwohl Fremdwörter wie Garage in der Grundschule in der Regel im Unterricht geübt werden.

Zur Korrektur empfiehlt sich hier das Training mit Wortkarten, die der Schüler vorher selbst mit zweifarbigem Silbentrenner geschrieben hat.

Fehlerkategorie 3:

Doppelkonsonanten-Fehler

Diese Fehlerart äußert sich in der Unsicherheit bei der Schreibung von Doppelkonsonanten. Zum Beispiel bei der Schreibung von „Fahrad“ mit nur einem „r“ statt „Fahrrad“.

Hier wird die Schreibung des Doppelkonsonanten bei einem zusammengesetzten Wort nicht erkannt.

Empfehlenswert ist in so einem Fall, zunächst die Wörter „fahren“ und „Räder“ mit zweisilbigem Silbentrenner schreiben zu lassen. Und dann das zusammengesetzte Wort „Fahrrad“ sowie weitere Wörter aus der Wortfamilie, wie zum Beispiel „Fahrkarte“, „Fahrzeug“, „Fahrbahn“, usw.

Fehlerkategorie 4:

„d – t“-Fehler

Die Unterscheidung von hartem „t“ und weichem „d“ sowie die Schreibung der anderen Explosivlaute „g – k“ und  „b – p“ bereiten vielen Schülern Schwierigkeiten.

Auch dies ist häufig eine Nachwirkung der Anlautmethode aus dem Anfangsunterricht in den Klassen 1 und 2 nach der Devise „Schreib wie du sprichst“. Auslautverhärtungsfehler wie Hunt statt Hund sind hier geläufig.

Spätestens in Klasse 3 müssen diese Schüler dann umlernen, was viele Kinder verunsichert.

Tipp: Zur Fehlerkorrektur empfiehlt es sich, dass die Schüler das Wort um eine Silbe verlängern. Damit rückt der Auslaut ins Wortinnere. In „Hunde“ ist das weiche „d“ gut zu hören.

Kinder mit Problemen der Explosivlaute sollen im Zweifelsfall das Nomen im Plural oder das Verb im Infinitiv bilden, bevor sie es schreiben, da so die richtige Schreibweise auch akustisch erfasst werden kann.

Haben Kinder Schwierigkeiten mit der Auslautverhärtung, üben Sie anfangs am besten immer mit Pluralsätzen. So zum Beispiel „Die Hunde bellen“. So gelingt es Kindern leichter, diese Schreibschwierigkeiten zu überwinden.

Bitten Sie Eltern bzw. Lernpaten um Unterstützung:
10 Minuten am Tag reichen oft schon

Das A und O für korrektes Rechtschreiben und flüssiges Lesen ist das Erkennen der Silbenfuge. Kinder, die damit Probleme haben, können auch zu Hause gefördert werden und üben.

Wichtig ist hier allerdings, dass sie einen Lernpaten, z. B. die Eltern, an der Hand haben. Oft reicht es schon, wenn Kinder zu Hause täglich 10 Minuten Schreibtraining leisten. Allerdings brauchen Sie Unterstützung bei der Korrektur der Silbenfuge.

Sind die Eltern / Lernpaten unsicher, nehmen sie am besten die Silbenfibel zur Hand und dikieren altersgerechte Texte aus der Fibel. Da die Silben hier bereits farbig mit zweifarbigem Silbentrenner markiert sind, können sich die Eltern / Lernpaten bei der Korrektur an der Silbenfibel orientieren.

Tipp: Texte aus der Silbenfibel diktieren und im Anschluss die Silbenfuge korrigieren.

Durch das tägliche Schreibtraining zu Hause lassen sich Schreibunfälle vermeiden und gravierende Rechtschreibschwierigkeiten eindämmen.

In nur wenigen Wochen kann ein Schüler – bei konsequentem Training – in der Regel bereits so schreiben, dass die Fehlerzahl überschaubar bleibt und das Kind aus dem Stigma „Legasthenie“ herauskommt.